Human after all

„Light is easy to love. Show me your darkness.“

Jedes Leben ist geprägt von Höhen & Tiefen, von denen jeder von uns eine Menge zu erzählen hat.
Und wer macht sich dann nicht manchmal Gedanken über seine Vergangenheit und stößt dabei auf schmerzliche Erinnerungen oder unverarbeitete Gefühle? Wer hat nicht eine dunkle Seite, tief in seinem Innern, die geformt ist von Schmerz, Trauer, Enttäuschungen und Wut? Ich denke, dass sich mit genau diesen Fragen viele identifizieren und sogar aus eigener Erfahrung darüber sprechen können.

Unser Firefly Art Projekt widmet sich genau diesem Thema und diesen Fragen:

Jeder Mensch, jedes Leben trägt eine sehr tiefe, sehr unergründliche Geschichte in sich, die uns geprägt hat, die uns formt und aus der wir lernen können. Wir wollen mit unserem Projekt ein Statement setzen, dass jeder, auch was ihm noch so Schlimmes, Enttäuschendes und Trauriges widerfahren ist, nach allem noch ein Mensch bleibt, eine Geschichte zu erzählen hat und darüber auch offen reden kann. Denn wer kennt es nicht, man hat gerade eine wortwörtlich völlig beschissene Zeit, in der einfach schier alle falsch läuft und aus der man sich am liebsten heraus wünschen würde? Niemand sollte sich verstecken müssen hinter seinen Mauern und Fassaden oder sich sogar schämen oder schlecht fühlen müssen wegen seiner Lebensgeschichte. Probleme werden nämlich viel zu oft verschwiegen, nicht ernst genommen oder sogar einfach übersehen, sodass man irgendwann lernt, es einfach zu verschweigen und ein falsches Lächeln aufzusetzen.

Wir schenken mit diesem Projekt einigen Menschen unsere Zeit und unser Gehör, um somit die Gelegenheit zu bieten, uns offen von ihrer Lebensgeschichte, ihren Gefühlslagen und von Ihrer dunklen Seite zu berichten. Wir wollen allen Mut machen, die sich damit verbinden können, die sich selbst in den Geschichten erkennen und mitfühlen können. Wir wollen zusammen halten und kämpfen gegen Ausgrenzung, gegen Mobbing, gegen Hass und Ungerechtigkeit. Denn kein Mensch verdient das, denn im Endeffekt sind wir alle auch Menschen. Und das verbindet uns ALLE !!

Ich danke allen, für Ihre Teilnahme & für Ihren Mut uns von Ihrem Leben zu berichten, damit wir Teil daran haben können. Es ist ein guter & mutiger Schritt für Euch nach vorne, von dem ich auch hoffe, dass man anderen damit auch Zuversicht, Verständnis & Empathie spenden kann. Bleibt auf jeden Fall dran, damit ihr nichts verpasst & lasst uns gerne wissen, was Ihr von diesem Projekt und diesen Geschichten haltet !!

Die Texte zum Projekt findet ihr hier unten:

"Die Seele eines Menschen ist eine bunte Collage aus den Ereignissen, die uns zu dem machen, was wir sind."

„Die Seele eines Menschen ist eine bunte Collage aus den Ereignissen, die uns zu dem machen, was wir sind. Dunkle Farben für negative Erlebnisse und helle Farben für positive Erlebnisse.“ - Vanessa Popp

Ein dunkler Fleck meiner Seele ist das frühere Mobbing wegen meiner Schwerhörigkeit. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand wegen Schwerhörigkeit - einer Behinderung, die im Übrigen jeden treffen kann - ausgegrenzt oder gar geächtet wird. In dieser Zeit ging es mir wirklich schlecht, ich weinte sehr viel und hatte Angst überhaupt in die Schule zu gehen. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut und meinem Körper, mit dem man sich dennoch arrangieren muss, denn der Körper bleibt ein Leben lang an meiner Seite, während Menschen zum Beispiel kommen und gehen. Ich habe mich tatsächlich für das geschämt, was mich heute auszeichnet. Ich habe mich dafür geschämt, Hörgeräte zu tragen und damit nicht „normal“ zu sein, nicht den gesellschaftlichen Standards zu genügen. Das war die Zeit, in der ich lieber meine Haare offen trug, um ja niemanden zu zeigen, dass ich „behindert“ bin.

Man fragt sich aber auch, was aus dem Grundsatz geworden ist, dass jeder Mensch gleich ist. Ich fragte mich, warum ich nicht als vollwertiger Mensch angesehen wurde. „Bin ich vielleicht tatsächlich nicht normal?“ Besser wurde es erst, als ich mich entschied die Schule zu wechseln, in der ich dann ich selbst sein konnte. Und es kam auch die Erkenntnis, dass meine Schwerhörigkeit ein Teil von mir ist: Ein Teil meines Körpers. Und so habe ich beschlossen, mich und meine Behinderung nicht länger zu verstecken. Ich möchte viel mehr mein Handicap zeigen, als Zeichen dafür, dass ich immer noch ich selbst bin, trotz Behinderung. Ich möchte zeigen, dass eine Behinderung nichts ist, wofür man sich schämen muss!

Dennoch frage ich mich immer und immer wieder, woher diese Intoleranz gegenüber „Behinderten“ kommt. Sei es Rollstuhl, Prothese oder eben ein Ohrimplantat: Leider Gottes wird man immer noch geächtet angeguckt und nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft angesehen. Dabei unterscheiden wir uns nur durch unser Handicap voneinander. Es ist doch vollkommen egal, ob dick oder dünn, ob weiß oder schwarz oder eben ob „normal“ oder „behindert“. Wir Menschen mit Behinderung, sei es wie in meinem Fall die Schwerhörigkeit oder aber Rollstuhl oder sonstige Behinderungen, sind genauso Mensch wie alle anderen! Wir müssen endlich aufhören Menschen für etwas zu verurteilen, für das sie gar nichts können. Menschen suchen sich nicht aus, welche Hautfarbe sie haben, welche Religion oder aber ob sie behindert sein wollen.

Doch jetzt, Jahre nach dem Mobbing, bin ich stolz auf meine Schwerhörigkeit, denn sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin, trotz all dem Negativen, das ich erlebt habe. Es ist mein Makel, den ich offen der Welt zeige. Zum einen, um zu zeigen, dass eine Behinderung nichts ist, wofür man sich schämen sollte, zum anderen, um zu zeigen, dass wir alle da draußen, eine negative Geschichte oder ein negatives Erlebnis haben, ein dunkler Fleck auf der bunten Collage unserer Seele. Doch trotz den negativen Erlebnissen, welche wir alle erfahren haben und auch noch erleben werden, sind wir dennoch Mensch geblieben. Und das ist auch der Grund, weshalb ich mich für die OP mit den Implantaten entschieden habe. Ich möchte mich nicht mehr für etwas verstecken, was mich zu dem Menschen macht, der ich bin.
Setzen wir ein Zeichen gegen die Intoleranz gegen Behinderung!

"Ich bewundere die, die eine unbefangene Lebensfreude aus ihrem Herzen ausstrahlen."

Wenn man Dagmar sieht, lacht sie. Ich habe noch nie einen anderen so lebenslustigen und liebenswerten Menschen gesehen, erlebt oder kennen gelernt. Dabei ist ihr Lebensweg einer der beschwerlichsten, den man sich nur vorstellen kann.

Meine Großtante Dagmar lebt mit meiner 4-Generationenfamilie zusammen in unserem Haus. Die Schwangerschaft und Geburt von ihr war für meine Urgroßmutter zunächst komplikationslos. Durch ärztliches Versagen erlitt das Baby jedoch einen Sauerstoffmangel während der Geburt, was zu einem Absterben von Nervenzellen im Gehirn führte. Ihr Gehirn war also auf Dauer irreversibel schwer geschädigt. ( der angesehene Gynäkologe hatte ein heimliches Alkoholproblem und schätzte aufgrund dessen den Geburtsverlauf falsch ein … ) Die dadurch hervorgerufene Behinderung ist charakterisiert durch Störungen des Nervensystems und der Muskulatur im Bereich der willkürlichen Motorik. Sie hat spastische Lähmungen rechtsseitig, verkrampft sich also, kommt jedoch ohne Rollstuhl aus; ihre Feinmotorik ist behäbiger, sie greift zu fest zu, kann das nicht richtig steuern, auch ihr Gleichgewichtssinn ist gestört. Sie hat beispielsweise nie Fahrradfahren erlernen können... Auch die Sprachentwicklung ist zum Teil gestört, sie kann sprechen und sich mitteilen, aber ihr fallen häufig die passenden Worte und Ausdrücke nicht ein und dann verhaspelt sie sich in umständlichen Umschreibungen, mit denen Außenstehende nicht gleich zurecht kommen. Hinzu kommt bei Dagmar außerdem, dass die geistige Entwicklung in unterschiedlichem Ausmaß gestört ist. Sie steht in Vielem auf der Stufe einer 5-jährigen. Durch viel elterliche Förderung und Eigeninitiative kann sie ihren Namen schreiben, Buchstaben erkennen, aber keine Texte lesen, oder Sätze schreiben. Sie kennt keine Uhrzeit und hat größte Probleme mit Zahlen. In der Zeit, als sie eingeschult wurde ( in den Anfang 60ern ), gab es überhaupt keine öffentliche Förderung für sie, sie ging zunächst regulär in die Grundschule hier im Ort, meine Urgroßeltern förderten sie selbst intensiv mit selbst gebasteltem Lernmaterial, viel Geduld, Liebe und Zeit, dann auch über einen Privatlehrer im Freundeskreis. In der Grundschule ging sie unter, blieb in der 1. Klasse sitzen, wurde gehänselt und ausgegrenzt. Dagmar wäre also ohne unsere Unterstützung komplett hilflos. Ihre frühkindliche Hirnschädigung hat bis heute schwere Auswirkungen und kann nicht verbessert oder rückgängig gemacht werden. Erst 1966 entstand ein Verein, die „Lebenshilfe Würzburg e.V. “, der sich für das Wohl von Menschen mit (geistiger) Behinderung und ihren Familien einsetzt. Darin integriert war nun auch eine Außenstelle einer Förderschule, auf die sie dann gehen konnte und in der sie nun nicht geärgert und diskriminiert wurde. Nachdem sie die Schule beendet hatte, konnte sie in eine ebenfalls von der Lebenshilfe mitgetragenen Behindertenwerkstätte unterkommen:

In den Mainfränkischen Werkstätten GmbH in Würzburg, später in Ochsenfurt als Zweigstelle.
In verschiedenen Werken der Mainfränkischen Werkstätten werden Mitarbeiter mit Behinderung in einer zweijährigen Ausbildungszeit mit den angebotenen Industrie- und Handwerksbereichen vertraut gemacht. Ihren Neigungen entsprechend leitet diese Ausbildungszeit mit einer Aufbauphase in den ausgewählten Arbeitsbereich über. Neben den Arbeitsplätzen in der Werkstatt sind in den vergangenen Jahren vielfältige Außenarbeitsplätze entstanden. Angefangen von der Tierpflege im Wildpark Sommerhausen, einem Kartoffelschälbetrieb in Schwarzach, einer Großküche in Kitzingen sind zeitweise Mitarbeiter bei Würzburger Firmen (z.B. Hotelbereich, Bäckerei) beschäftigt. Dagmar arbeitet derzeit in einer Gruppe, die für die Kneippwerke Badeöle und Badesalze sortiert, verpackt und auf Paletten setzt. Sie gilt als eine der verantwortungsbewusstesten und effektivsten Mitarbeiterinnen, ist immer hilfsbereit, fröhlich, sieht nie etwas Schlechtes und fühlt sich mehr als gebraucht und aufgehoben. Ich bin mit ihr aufgewachsen, als wäre sie meine Schwester, für mich ist der Umgang mit ihr ganz normal. Auch mit den anderen behinderten Menschen aus den Werkstätten. Sie sind immer freundlich, hilfsbereit und liebenswert. Auf Festen sind wir immer dort und fühlen uns pudelwohl. Die nehmen mich einfach so, wie ich bin! Sofort in ihrer Mitte. Dasselbe sollten wir ihnen ebenso bieten. Behinderte gehören nicht an den Rand, sondern in die Mitte von unserer Gesellschaft. KEINER von ihnen kann etwas für seine Behinderung, wir sollten uns also immer mal wieder vor Augen halten, wie schnell wir selbst durch einen Unfall oder Krankheit ebenfalls eingeschränkt werden können.
Lasst uns versuchen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, ( vielleicht mit einem Besuch in den Werkstätten ??)
denn wir alle, auch die mehrfach behinderten Menschen sind ganz normal verschieden !

"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist."

Hans Giebenrath gilt als ein äußerst begabtes und einzigartiges Kind und wird so als einziger Schüler des Ortes zum „Landexamen“ geschickt.
Von Umwelt und Lehrer zu übersteigertem Ehrgeiz angestiftet, gestaltet sich das Leben des Jungen als ununterbrochenes „Lernen“ und Stress.
Im Kloster Wirsberg verheißungsvoll begonnen, nimmt dann alles seine Wende: zunächst ist Hans ein guter, aber ruhiger Schüler, dann lernt er Hermann Heilner kennen und zwischen den beiden entsteht eine Freundschaft. Diese Freundschaft bewirkt eine große Wende in Hans’ Leben: Hans wird rebellischer. Außerdem wird ihm die Schule immer fremder. Er hat weder Zeit noch Lust, irgendetwas zu tun. Doch seine Lehrer helfen ihm nicht, sondern fordern nur Fleiß. Hans kann dem nicht standhalten und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich: Er leidet an Müdigkeit, verschlimmerten Kopfschmerzen und Magenproblemen. Nach einiger Zeit sinkt auch sein Leistungsvermögen stufenweise ab. Denn als Hermann Heilner, sein einziger Freund, vom Kloster verwiesen worden ist, gerät Giebenrath immer mehr in einen Zustand der Resignation; Demütigungen von Lehrern, falsche Unterstellungen sowie Moralpredigten treiben den Jungen schließlich in einen absoluten Zusammenbruch.

„Und keiner dachte etwa daran, dass die Schule und der barbarische Ehrgeiz der Umgebung und einiger Lehrer dieses gebrechliche Wesen so weit gebracht hatten. Warum hatte er in den empfindlichsten und gefährlichsten Knabenjahren täglich bis in die Nacht hinein für die Schule arbeiten müssen? Warum hatte man ihm seine Freizeit weggenommen (...) und ihm das hohle, gemeine Ideal eines schäbigen, auftreibenden Ehrgeizes eingeimpft? Nun saß das überhetzte Rösslein am Weg und war nicht mehr zu gebrauchen.“ Dadurch war Hans’ Seminarlaufbahn beendet. Als er dann wieder zu Hause lebte, träumte er immer von seiner unbeschwerten, hoffnungsvollen Kindheit, derer er sich mehr als beraubt fühlte. Jetzt als dies vorüber war, weiß er nichts mehr mit sich anzufangen. Seine Umgebung macht ihm Alternativen als Angebot; er könne doch einen Handwerksberuf erlernen. Zunächst will er nichts von alle dem. Was in seinem Kopf vorgeht, kann dort keiner verstehen. Er fängt an, Selbstmordpläne zu schmieden:

„Er fühlte den Wunsch, mit zu vergehen, mit einzuschlafen, mit zu sterben, und litt darunter, dass seine Jugend dem widersprach und mit stiller Zähigkeit am Leben hing.“ Diese Suizidgedanken setzt er jedoch zunächst nicht um. Denn einige Zeit später lernt er ein Mädchen kennen: Emma. Das Mädchen scheint ihm neuen Inhalt für sein Leben zu geben. Doch auch dies scheitert bedauerlicherweise: Emma muss fort, zieht weg, die Liebe ist keine gewesen. Dadurch erwacht in ihm ein Zorn und Schmerz über dieses erste, zunächst so glücklich scheinende, Liebeserlebnis. Währenddessen hat er eine Lehrstelle bekommen. Aber man merkt, dass Hans trotzdem nicht glücklich zu sein scheint. Und hier weicht Roman von Biographie ab. Hans begeht Suizid im Alkoholrausch. Hans blieb unterm Rad.

Orlando wird es nicht. Er weiß um die Kraft, die in einem selbst steckt, die ihn aktivieren kann, trotz aller Traumata und Lebensereignisse. Nach Niederlagen kommen auch wieder Siege. Nur derjenige ertrinkt, der unter Wasser bleibt und nicht mehr atmet. Jeder Mensch hat sein Schicksal selbst in der Hand. Es sind die Besonderen, die unsere Welt besonders machen.

„Für sie [die Lehrer] sind Genies jene Schlimmen, die keinen Respekt vor ihnen haben, die mit vierzehn Jahren zu rauchen beginnen, mit fünfzehn sich verlieben, mit sechzehn in die Kneipen gehen, welche verbotene Bücher lesen, freche Aufsätze schreiben, den Lehrer gelegentlich höhnisch fixieren und im Diarium als Aufrührer und Karzerkandidaten notiert werden. Ein Schulmeister hat lieber einige Esel als ein Genie in seiner Klasse, und genau betrachtet hat er ja auch recht, denn seine Aufgabe ist es nicht extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner. Wer aber mehr und Schweres vom andern leidet, der Lehrer von Knaben oder umgekehrt, wer von beiden Tyrann, mehr Quälgeist ist und seines Leben verdirbt und schändet, das kann man nicht untersuchen ohne mit Zorn und Scham an die eigene Jugend zu denken. Doch ist das nicht unsere Sache, und wir haben den Trost, daß bei den wirklichen Genialen fast immer die Wunden vernarben und daß aus ihnen Leute werden, die der Schule zu Trotz ihre guten Werke schaffen und welche später, wenn sie tot und vom angenehmen Nimbus der Ferne umflossen sind, anderen Generationen von ihren Schulmeistern als Prachtstücke und edle Beispiele vorgeführt werden. Und so wiederholt sich von Schule zu Schule das Schauspiel des Kampfes zwischen Gesetz und Geist, und immer wieder sehen wir Staat und Schule atemlos bemüht, die alljährlich auftauchenden paar tieferen und wertvolleren Geister an den Wurzeln zu knicken. Und immer wieder sind es vor allem die von den Schulmeistern Gehassten, die Oftbestraften, Entlaufenen, Davongejagten, die nachher den Schatz unseres Volkes bereichern.“ Für diesen Text mit teils biographischen Schnittmengen wurden Zitate aus dem Buch „Unterm Rad“ von Hermann Hesse als freie und individuelle Adaption und Honorierung der Thematik und des Buches selbst verwendet. Sie stehen in Anführungszeichen.⁠⁠⁠⁠

"Es ist leichter zu lächeln als zu erklären, warum man weint."

Hier stehe ich nun, in einer meiner schwersten Zeit im bisherigen Leben. Es scheint ALLES schief zu gehen: Freunde wenden sich von mir ab, meine Gedanken werden von Tag zu Tag schlimmer und es fühlt sich an, als hätte ich die Kontrolle verloren. Und da stehe ich nun, und frage mich: Macht das alles noch Sinn?

- "3 Millionen Meilen, geh' ich schon den Weg.
Alle war'n sich einig, dass ich niemals überleb'."
(Adel Tawil: Bis hier und noch weiter)

Und ja, ich trage einen Verband, aber warum sollte ich mich verstecken?
Sollte ich, in dieser Zeit, wo Schmerz zu spüren, das Einzige ist, um nicht vollends durchzudrehen,
mich auch noch für meinen Arm schämen?
Hey ihr da draußen!
Wenn ich eins im Leben gelernt habe, dann ist es,
Hilfe Anderer anzunehmen und sich nicht für seine Krankheit zu schämen!
Eine Krankheit kannst du dir nicht aussuchen,
du kannst lediglich das Beste draus machen und Hilfe von außen annehmen.
Auch wenn Ärzte mir sagen, dass meine Krankheit nie mehr ganz heilen wird,
so möchte ich euch Zuversicht geben. Denn ich kämpfe Tag für Tag gegen die fiesen Gedanken der Magersucht und Depressionen, weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, irgendwann doch ohne Krankheit zu sein.  - Also! Traut euch! Verstellt euch nicht für andere! Und holt euch Hilfe - zusammen ist vieles leichter. Setzen wir ein Zeichen, für alle, die jetzt auch hart zu kämpfen haben!

"... und wir immer wieder aufstehen, und, anfangen zu gehen.
Ja genau! Das ist dein Leben, und du wirst es nie verstehen... "
(Philipp Poisel: Dein Leben)

** Hier auch nochmal ein großes Dankeschön an meinen Freund und meine Freundinnen, die so stark mit mir kämpfen. Ihr seid die Besten! ** Wenn ihr noch mehr zu mir oder allgemein zu Magersucht, Depressionen oder Ängsten wissen wollt, dann schaut doch gerne auch mal in meinem Blog vorbei :)
Ich freue mich auch auf jede Nachricht und Bewertung! :)

"Was mich nicht umbringt, macht mich stärker."

„Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“, Friedrich Nietzsche

Mit Dingen, die mich nur noch stärker machen, habe ich in meinem Leben, schon reichlich Erfahrung sammeln können.

Es fing damit an, dass ich gescheitert bin, meine Schullaufbahn in den üblichen und gewohnten 18 oder 19 Jahren abzuschließen, sondern erst mit späten 22 Jahren. Es ist ein Scheitern, dass zu Selbstzweifeln führt, wenn man eine Klasse nach der anderen wiederholen muss. Man zweifelt an sich, ob man gut genug oder gar schlau genug für einen Schulabschluss ist. Dennoch habe ich mich nicht unterkriegen lassen, bin immer wieder aufgestanden und habe letztendlich meine fachgebundene Hochschulreife erlangt. Für viele „nur“ die Hochschulreife, doch für mich war dies nach den vielen erfolglosen Versuchen und dem Scheitern ein erster richtiger Erfolg. Doch Scheitern muss nicht immer nur Schule und die berufliche Zukunft, sondern auch Hobbies und Leidenschaften betreffen. Bei mir ist es der Fechtsport, der mich manchmal zum Zweifeln bringt, wenn ich wieder scheitere und nicht das erreiche, was ich mir persönlich als Ziel setze.

Ein wichtiges Kapitel meines Lebens, das mich in jüngster Zeit hart kämpfen ließ, auch um meine Existenz, ist die Verschuldung meiner Familie. Denn meiner Mutter wurde der Arbeitsplatz gekündigt, so dass auch kein Geld für meine Ausbildung zum Physiotherapeuten da war, denn diese Ausbildung ist sehr kostenintensiv. Wir hatten somit auch kein Auto, kein Geld und mussten irgendwie über die Runden kommen.

Ein richtiger Existenzkampf. Dieser Kampf hinterließ bei allen Spuren: Mutter hat dieser Zeit nur geweint, Oma hat kein Auge zugetan und ich musste meine Ausbildung hinschmeißen und sehen, wie ich bei Fechtturnieren von A und B komme. Ein Abend, der sich in mein Gedächtnis gebrannt hat, war der Abend, an dem uns während des Kochens der ganze Strom ausfiel. Fernseher aus, Herdplatte aus, Computer aus. An diesem Abend hatten wir so eine panische Angst, dass man uns den Strom abgestellt hat, weil wir eine Rechnung nicht bezahlt hatten. Nach einer halben Stunde haben wir dann herausgefunden, dass es „nur“ an einer defekten Herdplatte lag und es ein Irrtum war. Es war ein wirklich komischer und zugleich erleichternder Moment. Letztendlich haben wir auch dies gemeistert und sind dadurch nur gestärkt für die Zukunft.

Man sieht, auch wenn mein Weg steinig war und sicher auch steinig verlaufen wird, habe ich durch das Fechten erkannt, dass das Leben ein ewiger Kampf ist. Ein Kampf gegen das Scheitern, ein Kampf gegen seine Zweifel.

Doch das Fechten für mich im Speziellen und Sport im Allgemeinen ist für mich, trotz den vielen Misserfolgen, meine schier unerschöpfliche Kraftquelle. Meine Quelle, die mir zeigt, dass ich trotz dem vielen Scheitern immer noch Mensch bin, und trotz dem vielen Kämpfen kleine Erfolge verbuchen kann. Man muss nur etwas finden, wofür es sich zu kämpfen lohnt."

"Es ist besser, ein einziges Licht anzuzünden, als die komplette Dunkelheit zu verfluchen."

Es gibt Phasen im Leben, in denen es einfach nur bergab geht und denen man nichts Gutes abgewinnen kann.

In so einer Phase befand ich mich während meiner Schulzeit. Es fing schleichend an, hier und da eine Stichelei oder ein Scherz auf meine Kosten. Da ich mich nie wehrte und auch keinen wirklichen Rückhalt in der Klasse besaß, wurde das immer schlimmer. Aus Scherzen wurden Beleidigungen und daraus wiederum Ausgrenzung und Gewalt. Für mich damals eine äußerst belastende und schmerzliche Erfahrung, die mich beinahe zermürbte.

Als ich endlich die Schule wechseln konnte, stand für mich fest, dass es so für mich nicht weitergehen sollte. Ich hatte genug von den Ängsten und schlechten Erfahrungen und wollte all die negativen Gedanken und Ängste endlich hinter mir lassen. Diesem Vorsatz wollte ich auf der neuen Schule Taten folgen lassen. Allerdings war es auf der neuen Schule erst einmal recht schwierig aus meinem eingefahrenen Denkmuster zu kommen, denn Probleme als unüberwindbare Hindernisse zu sehen war bisweilen einfacher als sich Lösungen für diese zu überlegen oder sie gar als etwas Gutes in Form von Herausforderungen, die einen anstacheln und motivieren, zu sehen, beispielsweise beim Lernen. Sich zu sagen, man verstehe etwas nicht ist immer einfacher als es sich zum Ziel zu machen eben jenes Thema zu begreifen und eine gute Note zu kassieren. Zu dem Problem, dass mein altes Denkmuster mich auch in der neuen Schule verfolgte, kam das Problem, dass ich wahnsinnige Schwierigkeiten hatte anderen Menschen zu vertrauen, da ich in dieser Hinsicht schon des Öfteren Enttäuschungen miterleben musste.

Doch obwohl es mir nicht leicht fiel aufgrund der negativen Erfahrungen, fasste ich all meinen Mut zusammen und ging ich auf meine Mitschüler zu und versuchte mich nicht länger in meiner Angst zu vergraben. Anfangs musste ich mich fast schon dazu zwingen, freundlich und offen zu meinen Klassenkameraden zu sein. Geholfen hat es mir, dass ich versuchte mir auszumalen wie schön es doch sein würde, wenn ich endlich in einer "normalen" Klasse zu sein und Anschluss finden würde. Und siehe da: Je mehr Zeit verging, desto geringer und kleiner wurden meine Vorurteile gegenüber meinen Klassenkameraden und ich wurde Teil einer harmonischen Klasse. Ich fühlte mich angekommen nach einer langen Reise. Natürlich gab es hier und da ein paar Rückschläge oder Ärgernisse, nur waren diese gering im Vergleich zu etlichen guten Dingen, die mir widerfahren sind wie etwas verstanden zu haben oder Spaß mit den Klassenkameraden zu haben oder einfach von Freunden die schlechte Laune ausgetrieben zu bekommen.

Die ehemaligen schlechten Erfahrungen des Mobbing und Misstrauens gegenüber meinen Mitmenschen bestärken mich heute mehr denn je, das schöne in jedem Tag zu sehen und das Leben als etwas Tolles zu sehen. Ohne den Entschluss, offen auf die neue Lebenssituation zuzugehen und über meinen eigenen Schatten zu springen und auf die Menschen zuzugehen, hätte sich für mich nichts geändert und ich wäre heute ein anderer.

"Where there is love there is life."

Das polyzystische Ovar Syndrom oder eigentlich das Syndrom polyzystischer Ovarien,

also kurz PCO ist eine der häufigsten Stoffwechselstörungen bei Frauen. Sie wirkt sich auch auf die Fruchtbarkeit, auf den Hormonspiegel und den gesamten Körper aus. Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Zyklusstörungen sind die Folgen davon. Sie betrifft schätzungsweise nur ein paar Prozent Frauen in Europa.

Zu diesen geringen Prozentzahlen gehöre ich. Nachdem mir diese Diagnose im Alter von 16. Jahren vom Arzt gestellt wurde, brach eine Welt in mir zusammen. Im Grunde hieß das für mich, dass ich wahrscheinlich niemals Kinder bekommen konnte. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, ein Traum, der gewünscht worden ist aber nie erfüllt werden konnte. Ich hatte und habe noch immer einen großen Kinderwunsch. Es waren die Zweifel daran, ob ich jemals Kinder bekommen konnte, die mich total fertig gemacht hatten. Ich fragte mich auch, ob ich sie auf normalem Weg bekommen konnte. Es bestand ja eine sehr geringe Chance, doch noch eine kleine Familie gründen zu können. Aber wieso darauf hoffen? Am Ende hoffe ich vergeblich und es geht einfach doch nicht! Ich würde mir ja nur etwas vorspielen. Wird es mich und meinen Partner nicht unendlich viel Kraft kosten, es zu versuchen? Sollte ich adoptieren, falls es nicht klappt? Ich hatte einfach Angst.

Nach einer Weile versuchte ich diesem etwas Positives abzugewinnen. Immerhin musste ich mir nicht übertriebene Gedanken machen, plötzlich schwanger werden zu können. Ich redete es mir schön, verdrängte es, ignorierte es. Irgendwann hatte ich mich dann damit abgefunden. Ich wollte mir einfach eingestehen, dass ich es schwer habe, Kinder zu bekommen und wollte es so auch akzeptieren. Immerhin das Beste daraus zu machen und doch ein klein wenig zu hoffen. Doch wie man das Schicksal kennt, macht es immer dann einem einen Strich durch die Rechnung, wenn man es am wenigsten erwartet.

Ein paar Jahre später, als ich meine Diagnose einigermaßen akzeptiert hatte und bei einem regelmäßigen Kontrollbesuch beim Arzt war, sagte er mir, dass ich schwanger bin. In der 5. Schwangerschaftswoche. Ich konnte es kaum fassen. Ich dachte „Das gibt’s nicht. Der Arzt macht nur Spaß. Du kannst gar nicht schwanger sein. Du hast doch das PCO Syndrom.“ Aber natürlich behielt er recht. Jetzt habe ich einen wunderbaren Sohn, mittlerweile 4 Jahre schon alt, schon im Kindergarten und komplett gesund. Ein Wunsch- und Wunderkind für mich. Vielleicht kommt ja doch noch eines dazu. Meine kleine Familie hatte doch eine Chance bekommen, zu existieren. Etwas, was ich niemals gedacht hätte. Und ich bin sehr stolz darauf.

Mir schließt sich daraus, dass man stark bleiben muss, egal, was kommt, was einem passiert und widerfährt. Denn es können durchaus tolle, unerwartete Dinge im Leben passieren und sich auch gestorbene Träume doch noch erfüllen.

"She walked with darkness, dripping off her shoulders. I've seen ghosts brighter than her soul."

She walked with darkness, dripping off her shoulders.
I've seen ghosts brighter than her soul. - VaZaki Nada

Es war einer, dieser gottlosen Tage, an dem alles Glück, alles verdammte Gute aus der Welt geflüchtet war. Einer dieser seltsamen, unbeschreiblichen Tage, an dem alle Liebe, alle Fröhlichkeit aus deinem Herzen gewichen zu sein schien. Einer dieser Tage, an dem alles schlechte passieren konnte, obwohl es scheinbar nicht noch schlimmer werden könne...

Ich sitze auf meinem Hocker in einem stickigen Pub, starre in mein leeres Whiskyglas und wundere mich, weshalb mir all dieser Stress der letzten Tage so zusetzt. Tot schlecht ist mir und mein Magen rebelliert auf seine Weise mit verkrampften und zusammengezogenen Muskeln und einem flauen Gefühl darunter. Die Zeit hier drin schien einfach nicht vergehen zu wollen, jede scheiß Sekunde schaue ich auf die Zeiger der Uhr hinter dem Barkeeper an der Wand, die sich wie Schnecken nur Millimeter vorwärts bewegen. Und jede scheiß Stunde zieht sich hin wie Tage. Wieso bin ich heute ausgerechnet aufgestanden? Wieso war ich überhaupt hier und konnte es einfach nicht ertragen, aus meinem Bett gekrochen zu sein. Ich hätte genauso gut liegen bleiben können und den Tag verschlafen können. Ohne einen Gedanken an das Heutige zu verschwenden. Außerdem würde ich dann meine Beschwerden nicht spüren müssen oder zumindest nur abgemildert. Mein Blick fiel auf eine abgegriffene, vergilbte Zeitung. Groß zierten ein paar Worte aus einem Zitat die Titelseite:

„Sie verachten emotionale Tiefe und großes Vertrauen, da dies Sie abhängig machen, sogar ein schlechtes Gewissen bei Ihnen erzeugen können und damit wären Sie wieder ausgeliefert. Ausgeliefert an die Menschen, denen Sie alles bedeuten und denen, die Sie lieben. Dennoch verspüren Sie Einsamkeit, wie ein großes, zehrendes Loch und Sie suhlen sich im Schmutz des Selbstmitleids, dem Deckmantel der Trauer und dem Schein des Starken. Sind Sie dann nicht eigentlich genau das Gegenteil von dem, was Sie sein wollen? Das Starke, Unabhängige, Unnahbare weicht im Innern einem zarten, verletzten Kern, der in einsamen, sentimentalen Augenblicken nur manchmal aus Ihnen und Ihrem frostigem Herz herausbrechen kann. (Sie müssen nicht leugnen, dass Sie diese Momente auch haben, wenn auch in geringem Ausmaß vielleicht) Natürlich nur, um sich zunächst in Selbstmitleid zu baden und dann wieder sorgsam weggeschlossen wird bis zum nächsten unerwünschten Ausbruch. Eine wirkliche Konfrontation und Bereinigung des Gewissens wird dabei nicht erzielt. Und DAS macht Sie wirklich abhängig.[...] “

„So ein Stuss.“, dachte ich mir und ließ meinen Blick weiter schweifen. Der Barkeeper musterte mich; ständig huschten seine Augen zu mir, als ob ich es nicht merken würde. Von unten bis oben schaute er mich an, während glänzende Schweißperlen sein dickes Gesicht hinunter liefen. Sein Haar war fettig, hing in dünnen Strähnen herunter und seine Kleidung schien vor lauter Dreck deckend grau zu sein. „Wenn du schon so glotzt, kannst du mir gerne noch einen einschenken!“ Ich ließ meine ganze Hand geräuschvoll mitsamt dem Glas auf den Tisch krachen, sodass dieser und auch einige der wenigen Gäste hier zusammenzuckten. Er bewegte sich mit einem Grunzen zu mir und kam herüber. Der Barkeeper hielt mit nur 2 Fingerspitzen mein leeres Glas, als könnte er sich vergiften, wenn er es zu sehr berührte. Seine Hände zitterten stark. Gleich würde es fallen. Das war absehbar... - Klatsch – und unten lag es. Zerbrochen in viele kleine und große Scherben in einem Gemisch aus hundert Jahre altem Staub und nassen Tropfen des Regens, der sich von den Sohlen der Stiefel auf dem Boden zu einer großen Pfütze angesammelt hatte. „Oh shit!“, murmelte der Barkeeper unsicher vor sich hin, beugte sich drüber und hob die größten Scherben aus. Hatte er etwas Angst vor mir? Oder war hatte er ebenfalls einen beschissenen Tag heute? „Scheiße, scheiße...“, flüsterte er weiter, doch ich hatte mich schon aus der Tür heraus bewegt, das Geld vorher auf den Tresen gedonnert und zündete mir eine Kippe an. Das Nikotin beruhigte mich, wenn auch nur für kurze Zeit, die kalte Luft minderte mein Kotzgefühl und ich war endlich aus dem muffigen, dämlichen Pub raus. Das Ticken der Uhr, die stickige Luft und die Blicke des schusseligen Barkeepers waren schon ein guter Anfang für diesen beschissenen Tag. Autos fuhren an mir vorbei, der Wind pfiff mir um die Ohren und es fing schon wieder an zu regnen. Die Sonne war hinter dem wolkenverhangenem Himmel kaum zu sehen, also würde wieder kalt werden in der Nacht. Ich zupfte meinen Mantel zurecht, stellte den Kragen hoch und trat meine Kippe auf dem dunklen Asphalt aus. Meine Gedanken wanderten zu den vergangenen Ereignissen und ich fragte mich, was an diesem gottlosen Tag noch weiter passieren konnte....

"Kämpfe mit Leidenschaft, siege mit stolz, verliere mit Respekt aber gib niemals auf."

"Sie ist eine Königin und Kämpferin." So würde ich sie beschreiben, wenn mich jemand fragen würde. Und dieser eine Satz würde nach meinem Empfinden alles aussagen.

Sie ist schön. Nein, sie ist bildhübsch. Die hübscheste und attraktivste Frau, die ich kenne. Trotz ihrer Größe uns stattlichen Figur, mit der sie seit ihrer Kindheit zu kämpfen hatte, weil sie damals schon alle überragt hat und Altersgenossinnen um weiten an Reife und Größe voraus war – inklusive so einiger Jungs. Natürlich ist das nur (m)eine subjektive Empfindung. Aber meine Empfindung ist schließlich die, die für mich obersten Stellenwert hat. Eine vererbte Hormonschieflage - eine Stoffwechselstörung - ist der Grund, warum sie von der Figur aus dem Rahmen fällt, eben nicht durchschnittlich in Statur und Größe ist. Es dauerte Jahre, bis sie sich so einigermaßen wohl in ihrer Haut fühlte und so akzeptierte, wie sie ist. Sich nicht mehr kleiner machen, nicht den Kopf einziehen, sondern zeigen, dass man stolz ist auf alles Erreichte UND auf den eigenen Körper. Dass Schönheit in allen Größen Formen und Figuren daherkommt. Das war ein langer Weg. Hohn und Spott im Schwimmbad, wie:"hier kommt der Blauwal" ertragen zu lernen.... Demütigungen in der Pubertät in Schulbus und auf dem Heimweg gekonnt zu ignorieren und darüber zu lachen..... Die Namen der Typen hat sie sich gemerkt und wird sie nie vergessen. Aber sie hat verziehen.

In Cinzia finden sich so einige Typen wieder. Südländisch gepaart mit einer Nuance orientalisch. Wer genauer hinsieht, könnte sogar einen Hauch persischen Einschlages zu erkennen glauben. Sie ist aufgrund familiärer Umstände bei den Großeltern und Urgroßeltern väterlicherseits aufgewachsen. Die unheilbare Krankheit der Mutter führte dazu, dass es so besser war für das kleine Mädchen. Und früh wurde sie mit diesem für andere Kinder ungewöhnlichen Umstand konfrontiert. Aber wer glaubt, es hat ihr geschadet, irrt sich. Alle wichtigen Dinge, die ein Mensch aufweisen sollte, wurden ihr in der Weise vermittelt, dass sie es verinnerlichen konnte und gelebt hat. Moral, Anstand, Werteempfinden, Loyalität, Liebe zur Natur. Und auch weiterhin lebt. Und das, obwohl derjenige welche, der ihr mal ewige Treue geschworen hat, sich mehrfach aufgrund einer Krankheit nicht an seinen Schwur hielt und im Nachhinein viel weniger Wert auf Moral, Anstand und Loyalität legte als sie. Das hat sie zutiefst verletzt, aber nicht zerbrochen, und umso mehr hat sie an die alten Werte geglaubt. Ihre Großeltern waren ohne Zweifel hervorragende Lehrmeister. Sie sorgten dafür, dass sie auf ein ehrenwertes privates Gymnasium gehen und dort ihr Wissen anwenden und weiter vervollkommnen konnte. Als sie gerade einmal 15 Jahre alt ist, stirbt ihr Großvater, der für sie die Vaterrolle innehatte. Sie organisiert in den ersten Stunden nach dem Tod alles Wichtige. Plötzlich muss aus dem Mädchen eine Kämpferin werden. Dieser Tod hat sie bis heute verfolgt und geprägt. Mit ihm starb ihre heile schöne Kindheitswelt.

Das erste Kind mit 16, das zweite Kind mit 19 ( beide noch vor dem Abitur ), 15 Jahre später noch das dritte und danach das vierte Kind. Und alle Kinder waren Wunschkinder. Aus heutiger Sicht, in der die Zeichen auf Selbstverwirklichung gepaart mit einer ausreichenden Portion Egoismus stehen, sehr bemerkenswert. Zwischen den Kindern hat sie noch das Abitur gemacht und anschließend ein Studium der Pharmazie begonnen. Ich glaube, um das alles zu stemmen und sich dieser Mehrfachbelastung auszusetzen, braucht es ganz viel Ehrgeiz und Willenskraft. Sie hat einfach ein Faible für das Leben und die Liebe und für Latein. Für das Großziehen, Pflegen, Umsorgen. Ganz allgemein. Nicht nur auf ihre 4 Kinder bezogen. Sie ist ein Freund von Mensch, Tier und Pflanzen. Ist Dreh- und Angelpunkt in der 4-Generationen Großfamilie. Sie hält die Familie mit viel Liebe und Verständnis zusammen, pflegt ihre Großmutter sowie die geistig gehandicappte Tante und die inzwischen zu ihr gezogene schwerkranke Mutter. So wie sie Menschen umsorgt und zusieht, dass es ihnen gut geht, so lässt sie z.B. Puppen diverser Schmetterlinge bei sich überwintern und bereitet sie für ihren Erstflug vor oder sie umsorgt Fledermäuse und Katzenfindlinge, die sich bei ihr einfinden. In ihrem großen Garten zieht sie allerhand Pflanzen groß. Zier- wie Nutzpflanzen. Und Chillies haben es ihr besonders angetan. Ebenso Tomaten. Mit der Erhaltung alter Sorten und der Artenvielfalt derer, kämpft sie seit gut 15 Jahren für Biodiversität und gegen den monotonen Einheitsbrei. Erde erdet sie. Tut ihr gut, ist heilsame Therapie und Kraftresource, die sie nutzt. Genauso wie -ihrem Namen entsprechend- auch der Wald. Aus ihm schöpft sie Kraft und Energie. Sie sammelt Pilze, fotografiert leidenschaftlich gern und ist Kräuterkundige. Ein einfaches Hausmütterchen ist sie nicht. So liebt sie und übt sich in vielen Naturwissenschaften und Heilkunde und gibt mit voller Passion Nachhilfe vorwiegend in Latein um anderen mit bestem Wissen und Gewissen zu helfen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie ist ein Mensch, der mit seinen Mitteln die Welt ein wenig besser machen will. Ein Mensch, der den Glauben an die Liebe und an die Zukunft trotz Enttäuschungen und dermaßen vielen Schicksalsschlägen nicht verloren hat. Ein Mensch, der trotz allem seinen Grundsätzen treu geblieben ist. Sie ist schlicht und ergreifend liebenswert. Und weil sie so ist, wie sie ist, ist sie eine Königin und Kriegerin des Lichts. Und man muss sie einfach lieben, so wie sie uns liebt.